Samstag, 17. Januar 2015

Metabolic Balance

Mein damaliger Facharzt war ein absoluter Fan von diesem Programm und daher lag es auf der Hand, dass auch ich dieses Programm umsetzen sollte - zu mal ich gut 20kg verlieren sollte, bevor ich  überhaupt an eine OP denken könne....
Metabolic Balance ist ein Ernährungsprogramm – anders kann und will ich das nicht bezeichnen – das auf der Analyse der Blutwerte des eigenen Körpers basiert. Mittels eines sehr teuren Bluttest (Kosten rund 400€) und der damit verbundenen Auswertung von 36 Blutwerten, sowie Alter, Körpergewicht und -größe wird eine Liste von Lebensmitteln erstellt die den Stoffwechsel des Körpers anregen und so die Fettverbrennung beschleunigen sollen. 

Des Weiteren wird die Menge an Flüssigkeit berechnet, die man täglich zu sich nehmen soll und dies waren bei mir 4,5 L - bereits hier läuteten bei mir die Alarmglocken. Ich hab schon immer gehasst viel zu trinken, bin teilweise mit 0,5 L pro Tag ausgekommen (ja, ich weiß ist auch nicht gut) und hatte mich bereits auf über 1 L am Tag gewöhnt, aber 4,5 L???
Aktuelle Studien belegen ja sogar, dass zu viel Wasser trinken schädlich für den Körper ist und eine Hyperhydration dann die Folge sein kann.

Wenn man sich dann die Auswertung und das Programm genauer anschaut wird einem relativ schnell bewusst, dass die schönen genussvollen Tage gezählt sind.

Die Liste der Lebensmittel die für meinen Stoffwechsel gut waren, war zwar nicht all zu kurz, aber es waren überwiegend Lebensmittel die ich nicht kannte, die ich noch nie zuvor gegessen hatte, geschweige denn wusste, wo man diese kaufen konnte.
So fanden sich neben Artischocken und Knollensellerie auch Schrimps und Surimi auf der Liste - was ich niemals vor hatte zu essen *würg*

Meinen Schock musste man mir deutlich angesehen haben, denn ich weiß noch wie die Betreuerin damals sagte, dass meine Mom und ich nochmal schön einkaufen und wir uns zum Abschluss einfach nochmal das gönnen sollen worauf wir Lust haben…tja das haben wir getan und so flogen neben einigen Lebensmitteln die wir für die nächsten Tage zur Vorbereitung des Programms benötigten Puddings, Süßes und Herzhaftes massenhaft in den Einkaufswagen. Mir war am Ende sooooo schlecht. :D 

Am nächsten Tag ging die harte Phase direkt los. Den ganzen Tag sich nur von 1,5 kg Kartoffeln ernähren; aufgeteilt auf 3 Mahlzeiten mit mindestens 5h Abstand dazwischen.
Klingt nicht so schwierig, aber versucht es mal...so viele Kartoffeln ohne irgendwas dazu kann man auf einmal nicht essen, dass man 5h dann ohne Probleme übersteht.
Genuss war ein Wort was ich aus meinem Wortschatz definitiv streichen sollte.

Den ersten Tage habe ich irgendwie überlebt und dachte mir den zweiten Entschlackungstag anstatt mit Kartoffeln mit 1,5kg Gemüse zu schaffen. Tja, aber wer von euch hat denn schon mal einen ganzen Kohlrabi auf leeren Magen gegessen? 
Es war nicht nur so, dass ich den ganzen Tag furchtbar gefroren habe, weil der Körper kein richtiges Heizmittel in Form von Kohlenhydraten hatte, sondern auch meine Konzentration bereits nach den ersten beiden Unterrichtsstunden komplett ausfiel. Egal was der Dozent vorn erzählte, meine Gedanken waren überall – die Kälte, das Zittern, die Bauchschmerzen vom Kohlrabi und zum Schluss  furchtbare Übelkeit zwangen mich den Unterricht abzubrechen und irgendwie nach Hause zu kommen. 
Dort habe ich einen absoluten Fressanfall bekommen, weil ich das Leiden echt satt hatte. Ich stand heulend vor dem Kühlschrank und brach dann endgültig zusammen als meine Mutti kam.

Die Ereignisse der letzten Wochen waren einfach zu viel für mich. Die Diagnose, die Lymphkur mit den sch*** Kompressionsstrumpfhosen und nun dieses Programm mit dieser furchtbaren Lebensmittelliste...ich wollte wirklich nicht mehr.
Noch am selben Abend beendeten wir das Programm und brachen ab. Die beste Entscheidung meiner Meinung nach, denn wenn man sich einfach etwas Zeit nimmt und ein wenig recherchiert wird man schnell fündig und findet diverse negative Aspekte.

Dazu habe ich euch mal hier ein paar Links zusammengestellt:

 
Obwohl ich zu Beginn von der Idee, das gewisse Lebensmittel den eigenen Stoffwechsel beeinflussen und somit schädlich bzw. sehr gut dafür sind, absolut angetan war, war die Umsetzung einfach unmöglich.  Nicht nur deshalb, weil es Lebensmittel waren die ich nicht ausstehen konnte, sondern auch weil man diese nur sehr schwierig kaufen kann, vor allem wenn man in einer ländlichen Gegend wohnt. Auch konnte ich dem Programm nichts Positives abgewinnen. 

Es ist für mich keine Ernährungsumstellung, sondern ein Programm was konsequent bis zum Lebensende durchgezogen werden muss, um Erfolg zu haben und was für mich im Alltag auch nicht praktikabel ist.
Am Ende wird einfach die Hilflosigkeit der Betroffenen ausgenutzt, gepaart mit dem Ansporn durch die große finanzielle Investition am Anfang, wie in vielen Bereichen der Industrie.

Nur wenige Wochen später entdeckte ich per Zufall in einer Zeitschrift etwas neues, was für uns das richtige wurde...