Montag, 30. März 2015

Vorstellung bei Dr. Heck in Essen


Nun ist es soweit – nach einer relativ kurzen Nacht mache ich mich am 01. Dezember 2014 Punkt 7 Uhr auf den Weg nach Essen. Über zwei Stunden Überhangzeit habe ich eingeplant, da einige Baustellen auf mich warten. Von Meuselwitz über die A4 nach Kassel ist es äußerst entspannt. Auf der A7 wird es dann schon stressiger. Zum Montagmittag so ein Verkehr...oh nein, ich muss die Abfahrt nehmen…tja da war die Abfahrt, die ich natürlich nicht genommen habe, da mich ein Brummifahrer nicht rüber lies. Ok, weiterfahren bis zur nächsten Abfahrt – prima 14km Umweg…ok bei der langen Strecke fällt das nicht schwer ins Gewicht, schließlich sind knapp 487km zu bestreiten.

Google Maps

Auf der A44 wird der Verkehr zunehmend dichter und kaum im Ruhrpott angekommen stehen wir….na prima. Aber alles ganz entspannt, ich habe Zeit. Tja, aber auch diese zwei Stunden schmälern sich, wenn man bereits beim ersten Stau über 50 Minuten steht.

Die Anspannung steigt in mir je näher ich nach Essen komme und mit jeden weiteren Stau in den ich gerate. Wäre ich doch nur Zug gefahren, denke ich – obwohl 175€ mir eindeutig zu viel Geld ist. Außerdem müsste ich mich da vollends meinen Gedanken hingeben…ne ne, lieber Auto.
Nach unzähligen weiteren kleineren Staus und zähflüssigen Verkehr habe ich nach knapp sechs Stunden endlich Essen erreicht *Tschacka*.

Mein Ziel war es mit den zwei Überhangstunden etwas in Essen shoppen zu gehen – Primark gibt es da *hihi* und ich liebe diesen Laden :) Am Ende hatte ich weniger als 30 Minuten, denn ich musste ja pünktlich sein, und so lief im Laufschritt durch diesen tollen Laden und schnappte mir eher immer Vorbeiflug alles das was ich so wollte, inklusive Schuhe.

Weiter gings in die Klinik für Gefäßchirurgie, aber dies gestaltete sich dezent schwierig. Das Navi sagt „Biegen Sie in 150m links ab“…ja prima, würde ich gern, ist nur gesperrt *grummel*.  Weiter gefahren, gewendet und endlich da hieß es Parkplatz suchen. Ist natürlich so dass es keine gab. Dann wollte ich mich schon für meine Verspätung entschuldigen, aber das Handy ging nicht – na toll, ist ja immer dasselbe…verflucht. Ah, eine freie Parklücke, zack drin steht sie und los geht’s. Ich will ja nichts sagen, aber PUNKT 14:00 Uhr stand ich am Empfang :)

Man verwies mich in den OP-Bereich zu gehen. 
Wohin???? 8-O Ich war geschockt, die legen wohl gleich los...Konnte ja keiner ahnen, dass dort auch die Räumlichkeiten sind, wo das Gespräch mit Herrn Dr. Heck gleich stattfindet. 

Freundlich wurde ich empfangen und aufgenommen – wo kommen sie denn her, fragte mich die Schwester und ich ganz stolz "Aus dem östlichsten Teil von Thüringen, bei Leipzig". Über diesen weiten Weg staunte man nicht schlecht – ja, aber nur der Weg ist das Ziel ;)

Herr Dr. Heck kam direkt auf mich zu und begrüßte mich und gemeinsam gingen wir in Kabine 6. Als sich die Tür öffnete war ich dezent irritiert – ein kleiner heller Raum. Auf der linken Seite ein weißer Stuhl und ein kleiner Beistelltisch samt Kamera. Rechts zwei weiße Stühle. Für einen kurzen Moment dachte ich einen Termin bei einem Psychologen zu haben, so sieht es doch immer aus, zumindest was man aus den Filmen kennt.
Ich lies mir nichts anmerken und nahm Platz. 

Sofort kamen wir ins Gespräch, denn dafür bin ich ja quer durchs Land gefahren. Wie alles Begann, wann und worin ich den Auslöser meiner Krankheit sehe, seit wann ich die Diagnose habe, Schmerzen, Leiden, ja, auch die psychische Belastung war ein Thema. Wie wurde bislang behandelt, was wurde mir gewährt.

Ich ratterte die Informationen nur so runter, wie oft habe ich solche Frage-Antwort-Spiele schon gemacht. Ich muss nicht groß überlegen, sooft habe ich meine „Akte“ aufgezählt.

Dann kommt die Wahrheit – bis auf die Unterwäsche soll ich mich entkleiden und an die helle Wand stellen. Darum ist es so hell, damit man nichts verbergen muss. Unangenehm ist es mir nicht, denn schließlich sieht er tagtäglich solche Frauen, solche Massen. Ich spare mir einen frechen Kommentar.

Meine Anspannung wird er merken und so darf ich direkt auf die Waage, wo ich nicht schlecht staune, denn in Essen wiege ich tatsächlich 2kg weniger als in Thüringen... Herr Dr. Heck versucht mich aufzumuntern und konntert neckig "Mit einer guten Waage, macht man sich immer direkt Freunde" und dabei strahlt er so. 
Dennoch bleibt er klar und wird deutlich in seinen Aussagen „Sie haben ein richtiges Lehrbuch Lipödem, so klassisch“. 

Dieser Satz hallt heute noch in meinem Kopf. Prima denke ich. Schon wieder beste Voraussetzungen um in der Medizin zu arbeiten. So viele Krankheiten sind an mir sooooo klassisch. Warum nicht an der Uniklinik arbeiten und als Model für die angehenden neuen Mediziner bereit stehen!? Ja, der Gedanke kommt mir nicht zum ersten Mal. 

Herr Dr. Heck begutachtet Beine, Oberschenkel, Arme. Der größte Druck lastet auf den Unterschenkeln. Ja, mir platzt an den Fußfesseln die Haut auf, trotz intensiver Pflege. Es schmerzt so wahnsinnig, vor allem draußen in der Kälte. Furchtbar.

Der Druck muss weg, da sind wir uns beide einig. Die Oberschenkel sind in guter Verfassung, die Haut weich und nachgiebig.

„Die Arme sind gut, die Haut, sehen sie das, da kann ich morgen direkt operieren!“ Mh, denke ich, ist das jetzt gut oder schlecht? Meine Arme, das wohl schlimmste mit an mir. Ich gestehe ihm, dass ich mir wünschen würde, dass wir die Arme zuerst machen – auf einem Foto kann ich die Beine weglassen, aber die Arme…die sieht man immer. Er versteht mein Leiden. Ja, er weiß wovon ich spreche und ich glaube ihm das.

Er sagt deutlich, dass die OP dringend notwendig ist und wir vier Operationen benötigen, gestaffelt in Unterschenkel, Oberschenkel vorn, Oberschenkel hinten mit Gesäß und Arme. Wow, das ist eine Ansage. Er betont auch, dass mein Mumpelbauch, wie ich ihn liebevoll nenne, aber auch weg muss. Ich habs geahnt. Ich mag ihn ja selbst nicht leiden, aber ich stehe offen dazu auch gern zu essen.

Er lobt meine Ehrlichkeit – naja, was soll ich Lügen?! Bringt ihm nichts, bringt mir nichts - außerdem steh ich in Unterwäsche da - da ist nichts mit verstecken... Der Ehrgeiz packt mich – bis zur OP kommt der Bauch überwiegend Weg. 10Kg sind realistisch, wenn die OP nicht direkt morgen ist :D

Anziehen, setzen und weiter zu hören. Es wird privat, er erzählt von seiner Familie - seine Frau und seine jüngste Tochter sind auch betroffen – er weiß also ganz genau um was es ging. Er ist mir glatt noch um ein größeres sympathischer, was er so schon vorher war. Meine Gedanken kreisen während Dr. Heck erzählt-  Man hat die Tochter Glück, die muss sich zwecks der Kosten keine Gedanken machen, Papa macht´s gleich selbst.

Da kommt es 3995€ pro OP + Narkosekosten + Übernachtungskosten + Fahrtkosten (sind ja hin und zurück knapp 1000 km!). Ein Schlag ins Gesicht…

Er sichert mir ein Gutachten für die Krankenkasse zu, aber betont auch, dass nur 20% das Glück haben, dass die Kosten übernommen werden. So hoffe ich jetzt schon eine der Glücklichen zu sein. Ich hab so viel im Leben schon gewonnen – vielleicht auch dieses Mal.

Am liebsten möchte ich direkt einen Termin machen, aber ich soll zunächst nach Hause fahren, eine Nacht drüber schlafen.
Dr. Heck äußert, dass viele mit Festsetzung des ersten Termines eine Art neu aufflammende Willensstärke entwickeln. Und genau so ist es – das Ziel ist näher als je zuvor. Bislang hieß es immer „irgendwann werd ich operiert“ und jetzt „nächstes Jahr werde ich operiert – nicht irgendwann, nächstes Jahr!“

Nach über einer Stunde geh ich wieder, am Auto angekommen, ein letzter Blick, Dr. Heck sieht mich und winkt. Ich fahre mit einem guten entschlossenen Gefühl nach Hause.

984km und 10:51h Fahrzeit – einmal zu Dr. Heck und zurück, einmal ein ehrliches aufklärendes Gespräch. Nichts wurde verschönert, ich aber auch nicht an den Pranger gestellt. Verständnis und Mitgefühl, genauso stark, wie die Bereitschaft etwas zu tun. 


Meine Entscheidung steht nach dem Familienrat fest – es wird operiert!

Sonntag, 29. März 2015

Es ist soweit...


Die Entscheidung in der Behandlung des Lipödems weiter vorwärts zu schreiten traf ich endgültig auf dem Lipödemtag in Hannover.
Hier stellten einige Fachärzte neben der konservativen Therapie (MLD, Kompression) auch die operative Variante vor. Meine Sympathien und mein Vertrauen erweckte vor allem einer - Dr. Heck aus Essen.

Dr. Heck hat in unserer großen Community einen sehr guten Ruf und da es sich bei der Liposuktion nicht um keinen Spaziergang am See handelt, lege ich viel Wert darauf das alles passt und ich mich in erfahrene Hände begebe; auch wenn der Weg nach Essen dann soweit ist.
Es dauerte noch einige Wochen bis ich im Juli dann endlich einen Termin vereinbarte und selbst da war ich bereits tierisch nervös. Das Telefonat ging nur wenige Minuten und umso größer war die Ernüchterung, dass der Termin erst im Dezember ist - her je noch so lange hin.

Aber auch die Monate gingen vorüber und dann war es endlich soweit. 
Seit Juli habe ich darauf gewartet endlich in den Ruhrpott nach Essen zu Herrn Dr. Heck zu fahren.

D-Day, wie ich immer so schön gesagt habe oder auch der Tag der Wahrheit. Seit meiner Diagnose im Oktober 2011, also vor über drei Jahren, mache ich heute einen entscheidenden wesentlich Schritt vorwärts im Kampf gegen das Lipödem. Dementsprechend bin ich sichtlich aufgeregt. Die halbe Nacht konnte ich nicht schlafen und so verbrachte ich die Stunden vorher ganz allein mit mir und meinen Gedanken.

Was würde mich wohl erwarten? Wie wird es sein?

Meine Gedanken kreisen ohne ein Ziel.

Ok, erstmal in der Selbsthilfegruppe das Bevorstehende mitteilen, denn geteiltes Leid ist ja schließlich halbes Leid.

Oh, was für ein tolles Gefühl, nicht allein zu sein.

Auch unterstützende aufbauende Worte werden mir entgegen gebracht und zusammen mit einer Tasse Tee fahre ich tatsächlich etwas runter. 

Als die Frage aufkommt, ob man als Kassenpatient sich bei ihm vorstellen darf oder man die Untersuchung/Beratung selbst zahlen muss flackert erstmal Panik in mir auf – Kosten? Für eine Beratung? Davon hatte Frau Heck am Telefon im Juli nichts gesagt oder habe ich es nicht gehört? Nein, von Gebühren kam mir nichts zu Ohren. Das geht doch auch gar nicht so ganz ohne was zu vereinbaren dann Geld verlangen?!

"Ah" - hörbares Aufatmen – die Beratung ist kostenfrei! Jetzt kann ich auch beruhigt zu Bett gehen.

Aber da sieht man mal wie missverständlich vieles für einen ist, wenn man so gar keine Ahnung hat von dem was einem bevorsteht.

Mittwoch, 11. März 2015

1. Etappenziel erreicht!

Wuhuuu ich bin soooo happy, ich habe mein erstes Etappenziel erreicht.
Ich weiß, dass ich seitens meines Facharztes keinen Druck habe so und so viel abzunehmen um operiert zu werden, aber ich habe mir selbst das Ziel gesteckt 10kg vor der ersten Op zu reißen und was soll ich sagen, gestern Morgen habe ich die erste Hälfte geschafft.

Das Ausgangsgewicht war bei 124kg und zwischenzeitlich hatte ich bereits schon mal an den 120kg gekratzt, aber nach erneuten Rückschlägen (die Arthrose Diagnose) geschwächelt und vor 5 Wochen nun nochmal komplett von vorn begonnen.
Seit dem habe ich relativ konsequent auf Kohlenhydrate verzichtet und den Sport trotz der Schmerzen im Fuß so weit oben wie möglich gehalten, wenn ich auch immer noch auf Sparflamme trainiere.
In den letzten Tagen hat mich eine kleine Schwärmerei beflügelt und nun sind 5,1kg runter *wuhuuuu*

-100g fürs Handy :D

Die Schwärmerei ist leider längst passé, aber der Ansporn bleibt und vielleicht schaffe ich es wirklich noch mein eigenes Ziel zu erreichen– nächstes Ziel: 115kg!
Dies wird natürlich etwas schwierig, da ich immer noch konsequent versuche Muskeln für die bevorstehende Bundesliga aufzubauen, um insgesamt mehr „wums“ in meinen Schlägen zu bekommen, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und bekanntlich ist der Weg das Ziel!

Ich muss niemanden überzeugen mich zu lieben und mir, trotz meines Aussehens, eine Chance zu geben – jeder der mich nicht so schätzt und nimmt, wie ich bin, ist es nicht wert und hat es selbst nicht verdient!
Jeder hat seine Macken, Eigenarten und sein Päckchen zu tragen und jeder will so wie er ist geliebt und akzeptiert werden, also sollte man bereit sein auch den anderen mit seinen Macken, Eigenarten und dem Gepäck zu lieben das er hat. Daran, liebe Mädels, denkt bitte immer.

Ich mag zwar kein Supermodel sein und auch nach den Lipos nicht werden, aber ich kann mir stets mit Stolz ins Gesicht blicken.

Also - Keep on fighting!

Dienstag, 10. März 2015

# IchSagJa

zu meiner Schönheit.


Die aktuelle Kampagne von Dove könnte nicht passender sein - Dove ruft alle Frauen auf Ja zu ihrer eigenen Schönheit zu sagen, denn  „wahre Schönheit kommt von innen, vom eigenen Selbstbewusstsein und der Lebensfreude".

Und da ist viel dran, denn nur wer mit sich selbst zufrieden ist und sich liebt strahlt dies auch nach außen hin.
Ja zu sich selbst zu sagen ist aber zugegebener Maßen eben gar nicht so einfach.

Heutzutage wird alles viel zu viel auf die Äußerlichkeiten reduziert – super schlanke Models werden für die Zeitschriftencover noch mal um zwei Kleidergrößen kleiner retuschiert.
Vermittelt wird uns ein komplett falsches „Idealbild“.

Für mich gibt es ein solches Idealbild nicht, denn jeder ist schön und zwar auf seine eigene Art und Weise.

Lange Zeit konnte ich mich mit meinem eigenen Körper nicht identifizieren, ich habe ihn wahrlich gehasst. Die dicken Beine und Arme, die einfach nicht zu mir gehören sollten. Manchmal hätte ich mir direkt selbst das Messer nehmen und alles abschneiden können.
Mit der Zeit lernte ich all dies auszuschalten und mich vor allem auf mein Gesicht zu konzentrieren, da ich es selbst sehr hübsch finde. Meine Grübchen wenn ich schmunzel, meine wunderschönen grau grünen Augen und vor allem meine langen Haare – mein ganzer Stolz :)

 
Wer selbst an sich nichts Schönes entdecken kann, sollte einfach mal bei seinen Liebsten nachfragen und da staunt man nicht schlecht, was man da zu hören bekommt.
Amüsant ist an dieser Stelle zu sagen, dass Frauen gänzlich ihr Augenmerk auf andere Dinge legen als die Herren.

So sagte mir eine sehr gute Freundin, dass ich ein wunderschönes Gesicht habe und wunderschöne Augen. Wenn ich lächle will man am liebsten mit lachen und sie beneidet meine „hammergeilen langen Haare“. Sehr verwundert hat mich ihre Aussage, dass sie meine Beine „echt hübsch“ findet – gerade das, was ich am meisten mit hasse – aber in Röcken stehen sie mir eben gut, weil ich weiß, wie ich mich kleiden muss und das bewundert sie ebenso, dass ich stets darauf achte vorteilhaft gekleidet zu sein.

Die Männer hingegen schätzen eher die kurvenreiche Seite an mir, wie meinen Po, aber auch meine weiche Haut und meine Hände.
Männer stehen auf Frauen mit Kurven, aber würden uns selten ihren Eltern und Freunden vorstellen, weil wir dem "Idealbild" eben nicht entsprechen und sie so nicht mit "einem geilen Fahrgestell" protzen können - unabhängig davon, ob man der perfekte Gegenpart zu ihnen ist, sich versteht und sich aufeinander verlassen kann...

In einem sind sie sich aber alle einig - sie schätzen meine offene selbstbewusste lebensfrohe ehrliche Art mit der ich alle anstecke und beeindrucke. Die Leichtigkeit mit der ich das Leben nehme, wie es kommt und stets wieder aufstehe, wenn es mich doch mal zu Fall gebracht hat.
Ja auch sowas ist Schönheit, die Art und Weise, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht und wo man sich selbst im Leben sieht.

„Ich sag ja zu meiner Schönheit, weil das Aussehen allein den Menschen nicht ausmacht.“


Montag, 9. März 2015

Lympha #3 Leipzig

Am Wochenende fand die Lympha in Leipzig statt. Die Lympha ist eine Informationsveranstaltung rund zum Thema Lipödem und sekundären Lymphödem und findet deutschlandweit in verschiedenen Städten statt.

Neben den allgemeinen medizinischen Aspekten über die Entstehung bzw. Herkunft des Lipödems wurde vor allem auch über die möglichen Behandlungsmethoden durch unterschiedliche Fachärzte referiert.

 
Erstaunlich fand ich die Aussage von Dr. Cornely, dass das Lipödem nach der vollständigen Liposuktion geheilt ist; wurde uns doch seitens vieler Fachärzte immer wieder bestätigt, dass das Lipödem eben unheilbar ist. Andere Betroffene sprechen gar von einem „Rückfall“ oder Verlagerung des Lipödems – waren vorher nur die Beine betroffen entsteht nun ein Lipödem in den Armen oder gar im Bauch- und/oder Rückenbereich.

Ich kann dem leider auch nicht ganz glauben, denn geheilt wäre es für mich nur, wenn ich danach mein „normales“ Leben zurück habe, sprich weder Lymphdrainage noch Kompression benötige.

Zudem findet man auf vielen renomierten Seite, wie Lymphologicum solche eindeutigen Stellungnahmen:

„Ein Lipödem ist grundsätzlich nicht heilbar. Die Krankheit ist begründet in einer krankhaften Veränderung der Fettzellen beziehungsweise des Fettgewebes und diese Veränderung lässt sich nicht wegsaugen. Seien Sie skeptisch bei Aussagen wie: „Lipödeme sind heilbar."“

Meine „kritische“ Nachfrage hatte zur Folge dass Dr. Cornely mit mir nochmal persönlich reden wollte.
So richtig Ausreden konnte ich dann leider nicht und als ich ihm dann mitteilte bei wem ich in Behandlung bin ließ er mich stehen…
Schade, ich mein wünschen würde ich es uns allen Betroffenen, aber gut.

Insgesamt gewannen wir eher den Eindruck, dass wir bei einer Verkaufsveranstaltung waren – Kritik beziehungsweise kritisches Nachfragen ist nicht erwünscht, dafür aber die Vergabe von Terminen.
Dabei schätze ich Herrn Dr. Cornely sehr, da er mit einer der wenigen sehr engagierten Fachärzten in diesem Bereich ist.

Sehr schön fand ich die Aussage von ihm, dass man sich eben mittlerweile an jeder Ecke operieren lassen kann, getreu dem Motto, man will auch mit dem Lipödem ein Geschäft machen, aber, und da stimme ich ihm eins zu eins zu, nicht jeder kann das auch wirklich!

Und hier sollte man sich wirklich viel Zeit nehmen, um sich ein gutes Bild von dem Arzt machen zu können, der meint das Lipödem operieren zu können.
Ich nehme daher sehr gern und bewusst den weiten Weg nach Essen in Kauf, weiß aber, dass ich mich in gute und erfahrene Hände begebe.
Ein Restrisiko besteht natürlich immer, aber das nimmt man für ein schmerzfreies Leben gern in Kauf!

Montag, 2. März 2015

1. Lipödemtag des Lipödem Hilfe Deutschland e.V. in Hannover

Seit dem ich von meiner Lipödemerkrankung erfahren habe, habe ich immer mehr versucht etwas über die Erkrankung in Erfahrung zu bringen. Dieses Gefühl allein damit zu sein war für mich unerträglich, denn wer versteht schon wie sehr die Beine schmerzen, wenn er nicht selbst das Gefühl einmal gehabt hat?!

Auf der Suche nach Gleichgesinnten fand ich den Lipödem Hilfe Deutschland e.V. dem ich direkt beigetreten bin.
Mit Marion Tehler und Dorothea Bosse fand ich zwei überragende Frauen, die sich so engagiert für uns Lipödembetroffene einsetzen und stets mit Rat und Tat zur Seite stehen - Danke Ihr Beiden und natürlich allen anderen, die den Verein zu dem machen was er heute ist!

Um nicht nur im Forum über Neuigkeiten zu informieren, sondern auch einen persönlichen Kontakt zu pflegen und eben wesentliche Themen und Neuigkeiten rund um das Thema Lipödem zu präsentieren veranstaltete der Verein am 10. Mai 2014 den ersten Lipödemtag in Hannover, der in wenigen Monaten komplett ausgebucht war.
Das Interesse war riesig und so war der Raum bis auf den letzten Platz belegt.

Neben Fachärzten, die eine klare Stellung zum Lipödem und deren Heilungschancen bezogen, stellten sich auch Firmen wie Medi und Juzo vor, die Kompressionsbestrumpfung nach Maß anfertigen, die fast jeder ja soooo sehr "schätzt". 
Dazu fanden zwei Workshops im Anschluss statt in denen man u.a. das richtige Lymphen erlernen konnte.

Zwischenzeitlich hatte man genügend Zeit um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder direkte Fragen an die Fachärzte zu richten. 
Ich war einfach nur von all den Eindrücken überwältigt, so auch, dass ich eine der wenigen sehr sehr jungen Mädels war die daran teilnahm. Einige Frauen kamen bereits mit Rollatoren und Gehhilfen und das obwohl sie noch gar nicht so alt waren. Einige waren bereits mehrmals operiert und andere standen wie ich noch vor der Entscheidung den Schritt zu wagen.
Doch eines fiel mir direkt auf - all jene Frauen die bereits operiert waren strahlten so viel Freude und Glück aus, umarmten ihre Fachärzte und waren einfach nur seelig.

Ja, genau das will ich auch, wieder pure Lebensfreude und Glück mit mir und meinem Körper spüren.

Ich weiß noch, wie schlecht mir wurde, als die einzelnen Ärzte referierten und dank Video auch den Operationsverlauf genau vorstellten. Ich musste mich zwingen nicht hinzusehen, denn dann hätte ich endgültig den Mut verloren.
Meine Sympathie gewann Herr Dr. Heck umgehend als auch er seine Behandlungsmethode vorstellte. Er blendete ein Foto ein, wo er mehrere Behälter der abgesaugten Flüssigkeit hoch hielt und dann an uns gewandt sagte "Wissen Sie, was man damit alles schönes machen kann?" und formte einen wohlgeformten Busen mit seinen Händen - der ganze Saal lachte!

Klein Anja fragte gekonnt, ob man dann nicht im Busen Lipödem hätte...ja der Saal lachte erneut! Dabei war meine Frage ernst gemeint :D

Der Tag in Hannover hat mir soooo viel gebracht - ich habe so viele tolle Frauen kennen gelernt mit denen ich, dank des sozialen Netzwerkes, heute noch in Kontakt stehe. Ich habe so viel neues über die Erkrankung gelernt, was mir bis dato einfach nie bewusst war.
Ich kann daher nur empfehlen die Möglichkeit rechtzeitig zu ergreifen an einem Lipödemtag teilzunehmen, auch wenn der 2. Lipödemtag am 09.05.2015 schon längst wieder ausgebucht ist.