Nachdem die Diagnose nun stand habe ich im
Dezember 2011 eine zweiwöchige Lymphkur in einer Außenstelle unseres
Kreiskrankenhauses gemacht.
Die Kur diente als Auftakt des nun anstehenden Behandlungsmarathons.
Noch
auf der Fahrt dorthin sagte ich zu meiner Mutsch, dass ich schreie,
wenn ich mit jemanden auf ein Zimmer komme, die mir sofort ihre ganze
Lebensgeschichte aufdrückt – da wusste ich ja noch nicht, wie schlimm
das Ganze werden wird…
6:30
Uhr war damals die Aufnahme – was für eine göttliche Zeit. Meine
Zimmergenossin war bereits anwesend und so konnte ich zwischen den
Betten leider nicht mehr wählen und musste das Bett an der Wand neben
den beiden Kleiderschränken nehmen.
Noch
während meine Mom und ich meine Sachen auspackten wurde ich voll
gequasselt – mit der Lebensgeschichte!!!…ich hab nur die Augen gerollt
und war schon genervt.
Das ganze bekam seinen vorläufigen Höhepunkt als die besagte Zimmergenossin, die aufgrund der gleich anstehenden Befundaufnahme nur
noch die Unterwäsche an hatte und sich direkt vor
mir bückte um aus ihrem Schrank etwas zu holen. Ja, da wars gänzlich aus!
Mal
abgesehen von der Tatsache, dass ich über 25 Jahre jünger war und mich
auf meine bevorstehende Abschlussprüfung vorbereiten musste, hat die
Chemie einfach nicht gepasst und nichts ist schlimmer als zwei Wochen
irgendwo gefangen zu sein mit jemanden den es nicht interessiert, ob man
kein Interesse auf die Lebensgeschichte hat oder nicht und
ununterbrochen einen zuquatscht!
Direkt
fragte ich nach einem Einzelzimmer – ich bin wahrlich nicht zimperlich,
aber ich war die Jüngste – alle um mich rum waren 50 Plus, d.h. ich hab
den Altersdurchschnitt gewaltig gedrückt mit meinen gerade einmal 21 Jahren!
Ein
Glück bekam ich ein Einzelzimmer und konnte mich so in Ruhe auf die
Prüfungen vorbereiten und eben vor unliebsamen Gesprächen flüchten.
Der
Tag während so einer Kur ist fast immer derselbe. Früh um 6 Uhr ist die
Nacht zu Ende, denn bevor ich halb 7 in das Lymphgerät hüpfen sollte, wollte ich
a) meine Kompression abwickeln und mich b) duschen gehen. Das durfte
ich Kücken, wie alle zu mir sagten, immer im großen Behindertenduschraum
machen, da ich mir meine Nasszelle mit zwei älteren Herren hätte teilen
müssen und ich beschreibe lieber nicht, wie die aussah…
Nach
dem ich eine halbe Stunde im Lymphomat lag ging es dann zum ersten Mal am Tag zur Physio.
In der zweiten Kurwoche bekam ich anstatt der Beinmanschetten eine komplette Hose für das Lymphgerät. Bei der dritten Behandlung wurde der Druck so groß, dass die Hose platzte - während ich gerade drin lag. Ich weiß noch wie ich geschrien und panisch den Notknopf gedrückt habe....verrückt!
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im Lymphomaten, erst Beinmanschetten, später komplette Hose |
Bei der Physio wurde ich über
eine Stunde massiert und entlympht und anschlißend wieder bis
zur Hüfte gewickelt.
Wie ein
Michelinmännchen gings dann zurück aufs Zimmer, wo ich kurz Zeit zum
Frühstücken hatte. Spätestens um 10 Uhr stand dann Sport an – ja, Sport
und zwar mit der Kompression bis zu den Hüften. Ich sage euch, als wir
uns auf den Fußboden legen sollten, kam man sich vor wie ein umgekippter
Maikäfer.
Nachmittags um 14 Uhr ging es
dann zum zweiten Mal zur Physio um erneut gelympht und gewickelt zu
werden. Danach war meist gähnende Langeweile.
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gewickelte Beine |
Wie
sich im Laufe der Kur herausstellte musste ich entgegen aller
Erwartungen so gut wie nie auf die Toilette. Bei mir hat überwiegend das
Herz die Lymphflüssigkeit abgebaut, daher habe ich oft und vor allem
nach der Physio etwas Herzrasen und fühl mich total kaputt.
Nur nachts, da renne ich dann zwischen 1-5 mal auf die Toilette. Gut, das bin ich seit Kindertagen gewohnt.
Nach
der ersten Woche kam dann jemand vom Sanitätshaus und hat meine Beine
detailliert vermessen, da die Kompressionsbestrumpfung – hier eine
Strumpfhose Kompressionsklasse 3 – angefertigt werden musste.
Diese
war dann tatsächlich eine Woche später da und nun hieß es rein mit
Dir…es war eine absolute Qual. Irgendwie hat es nicht wirklich gepasst.
Nachdem alle aus dem Zimmer waren und nur noch meine damalige Freundin da war,
habe ich bitterlich geweint. Ich konnte mir wahrlich nicht vorstellen,
diese Tortur jeden Tag durchzumachen. Wir haben zu zweit eine halbe
Stunde für das Anziehen benötigt! Zu zweit!!!
Die
Kur war wirklich hilfreich für mich, auch wenn ich mir bei den ganzen älteren Leuten etwas Fehl am Platze vorkam. Damals dachte ich echt, dass ich das einzige junge Mädel bin, dass mit diesem Mist betstraft wurde.
In den zwei Wochen habe ich knapp 4kg
verloren und auch den Umfang der Beine zum Teil um 5cm verringert. Das
war der Wahnsinn.
Also eine Lymphkur kann ich daher auf alle Fälle empfehlen. :)