Ja, warum eigentlich nicht?!
Ich habe früher oft Tagebuch geschrieben und empfand dies
immer als sehr tröstend. Meine eigenen Gedanken und Gefühle auf Papier bringen
und die „Probleme“ zu visualisieren – mh, sie scheinen so gar nicht mehr so
groß, ja manchmal kam es mir selbst beim Lesen lächerlich vor, dass ich mir zum
einen darüber überhaupt einen Kopf gemacht habe und zum Anderen den Dingen dann
so viel Raum gab.
Tagebuch schreiben haben sicher viele von Euch gemacht
und hat es Euch geschadet? Ich glaube nicht.
Das Tagebuch-Schreiben ist eine Art Reflexion des eigenen
Lebens in seiner ganz eigenen Art und Weise. Man setzt sich bewusst mit sich
selbst und seiner Umwelt auseinander und therapiert sich quasi selbst.
Bei meiner Recherche zu meinem Vortrag fand ich hier folgendes
sehr Interessantes:
„Worte können Angst lindern. Allein dem Gefühl einverbales Etikett anzuheften senkt häufig schon die Intensität der Empfindung.Beim expressiven Schreiben, wie Pennebaker es begründet hat, geschieht abernoch mehr. Die Teilnehmer schreiben mehrmals über dasselbe Thema. Durch diewiederholte Konfrontation gewöhnen sie sich auch an schlimme Erfahrungen,vermuten Psychologen.“
Ich finde dies kann ich gänzlich so unterschreiben und am
Ende ist der Blog nichts anderes als ein Tagebuch – ein Onlinetagebuch, auf das
aber jeder Zugriff hat. Jeder kann meine Gedanken lesen, nachempfinden und mitfiebern.
Thema ist hier meine Erkrankung an Lipödem und Lymphödem und alles was damit zu tun hat.
Den Blog habe ich im Januar 2015 begonnen und schreibe
ihn nun schon fast 2 Jahre.
Der Blog soll mein Beitrag zur Aufklärungsarbeit auf einer ganz speziellen Weise sein. Als ich 2011 die Diagnose erhielt trag mich der Schock und ich fühlte mich allein mit meinen Problemen, weil niemand in meinem Umfeld je damit etwas zu tun hatte. Aufgefangen hat mich unser wundervoller Lipödem Hilfe Deutschland e.V. das noch heute das Forum betreibt. Damals gab es zwar schon Facebook aber die ganzen Gruppen rund um das Lipödem waren noch Quark im Schaufenster. Der Blog ist meine Art "Danke" zu sagen, Danke dafür, dass man mich so herzlich aufgenommen hat. Viele Mitglieder kenne ich seit Anfang an und wir sind nicht nur durch das Lipödem verbunden, nein, mittlerweile sind es so viele Herzensmenschen geworden und ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, austauschen und uns gegenseitig unterstüzten. Danke Mädels :-*
Als ich den Blog begann hatte ich Sorge, ob überhaupt jemand all
das lesen will und mittlerweile habe ich täglich hunderte Klicks. Natürlich ist
nicht jeder Beitrag so interessant, wie beispielsweise meine
Gerichtsverhandlung oder die einzelnen Berichte zu den Operationen, aber die
Klickzahlen steigen stetig weiter an.
Mittlerweile haben über 344.981 meinen Blog besucht und viele schauen täglich vorbei. Zu dem Blog gibt es dazu seit einigen Monaten eine eigene Facebookseite, die noch mehr Vernetzung ermöglicht.
Der Blog dient nicht nur als Informationsquelle zum Thema
Lipödem, sondern ist primär für mich meine Therapie diese Krankheit anzunehmen
und zu verarbeiten.
Als ich damals die Diagnose erhielt an Lipödem zu leiden
fühlte ich mich völlig überfordert und hilflos und mir war es wichtig mit dem
Blog anderen Betroffenen zu helfen und ihnen einen Weg zu zeigen, dass sie zum
einen nicht allein damit sind und zum anderen, das es eben einen Weg gibt.
Aufgeben ist keine Lösung und so hoffe ich mit Ernsthaftigkeit, aber auch Witz
die Menschen aufzubauen.
Seit meiner Diagnose 2011 hat sich so viel verändert.
Gerade durch die sozialen Netzwerke, aber auch durch meinen Blog und durch
Steffis Engagement die Erkrankung durch ihre YouTube Videos bekannt zu machen
hat sich der Wissensstand und der Standpunkt der Erkrankung in der Gesellschaft
wesentlich verbessert. Natürlich auch durch die vielen Selbsthilfegruppen und
unseren Lipödem Hilfe Deutschland e.V.
Mittlerweile gibt es so viele Informationsquellen und es
erfreut mich, dass auch immer mehr Blogs zum Thema Lipödem entstehen
beziehungsweise fest etabliert sind.
Hier mal zwei tolle Beispiele:
Und Cheer up, lion! von Sylvia
Auch ich kann mit meinem Blog tolle Erfolge feiern –
nicht nur, dass die Erkrankung dadurch auch mehr Aufmerksamkeit bekam und ich
durch meine Blog tolle Kooperationen machen konnte und Interviews geben durfte,
wie auch Forschungsgruppen unterstützen darf.
Ich habe mit meinen Zeilen hier vor allem vielen von Euch
geholfen und dies teilt ihr mir in Euren unzähligen Emails und Nachrichten
immer wieder mit.
Hier ein paar tolle Auszüge:
Der Blog wird natürlich weiter wachsen und wunderbare
Themen werden folgen.
Sicherlich ist der größte Akt mit den Liposuktionen
bereits vergangen, aber wie wird es sich weiter entwickeln, kommt das Lipödem
wieder, wie verhält sich das Lipödem während der Schwangerschaft und die
Oberarmstraffung steht auch noch aus.
Also ihr dürft weiterhin gespannt sein auf das was kommen
wird, vor allem jetzt im Dezember steht einiges auf dem Plan worüber ich berichten möchte.
Ich freue mich aber auf jeden Fall über jeden Einzelnen
den ich durch mein "Tagebuch" ermutigen konnte – ermutigen, nicht aufzugeben und
sein Schicksal gewissenhaft anzunehmen.
Wir alle sind stark und werden es schaffen und sollte
Euch doch mal alles zu viel sein, dann schreibt doch einfach mal wieder ein
wenig Tagebuch ;)
Alles Liebe
Eure Anja