Sonntag, 4. Dezember 2016

Warum eigentlich einen Blog?

Ja, warum eigentlich nicht?!
Ich habe früher oft Tagebuch geschrieben und empfand dies immer als sehr tröstend. Meine eigenen Gedanken und Gefühle auf Papier bringen und die „Probleme“ zu visualisieren – mh, sie scheinen so gar nicht mehr so groß, ja manchmal kam es mir selbst beim Lesen lächerlich vor, dass ich mir zum einen darüber überhaupt einen Kopf gemacht habe und zum Anderen den Dingen dann so viel Raum gab.
Tagebuch schreiben haben sicher viele von Euch gemacht und hat es Euch geschadet? Ich glaube nicht.

Das Tagebuch-Schreiben ist eine Art Reflexion des eigenen Lebens in seiner ganz eigenen Art und Weise. Man setzt sich bewusst mit sich selbst und seiner Umwelt auseinander und therapiert sich quasi selbst.
Bei meiner Recherche zu meinem Vortrag fand ich hier folgendes sehr Interessantes:

„Worte können Angst lindern. Allein dem Gefühl einverbales Etikett anzuheften senkt häufig schon die Intensität der Empfindung.Beim expressiven Schreiben, wie Pennebaker es begründet hat, geschieht abernoch mehr. Die Teilnehmer schreiben mehrmals über dasselbe Thema. Durch diewiederholte Konfrontation gewöhnen sie sich auch an schlimme Erfahrungen,vermuten Psychologen.“

Ich finde dies kann ich gänzlich so unterschreiben und am Ende ist der Blog nichts anderes als ein Tagebuch – ein Onlinetagebuch, auf das aber jeder Zugriff hat. Jeder kann meine Gedanken lesen, nachempfinden und mitfiebern. Thema ist hier meine Erkrankung an Lipödem und Lymphödem und alles was damit zu tun hat.

Den Blog habe ich im Januar 2015 begonnen und schreibe ihn nun schon fast 2 Jahre. 
Der Blog soll mein Beitrag zur Aufklärungsarbeit auf einer ganz speziellen Weise sein. Als ich 2011 die Diagnose erhielt trag mich der Schock und ich fühlte mich allein mit meinen Problemen, weil niemand in meinem Umfeld je damit etwas zu tun hatte. Aufgefangen hat mich unser wundervoller Lipödem Hilfe Deutschland e.V. das noch heute das Forum betreibt. Damals gab es zwar schon Facebook aber die ganzen Gruppen rund um das Lipödem waren noch Quark im Schaufenster. Der Blog ist meine Art "Danke" zu sagen, Danke dafür, dass man mich so herzlich aufgenommen hat. Viele Mitglieder kenne ich seit Anfang an und wir sind nicht nur durch das Lipödem verbunden, nein, mittlerweile sind es so viele Herzensmenschen geworden und ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns wieder sehen, austauschen und uns gegenseitig unterstüzten. Danke Mädels :-*

Als ich den Blog begann hatte ich Sorge, ob überhaupt jemand all das lesen will und mittlerweile habe ich täglich hunderte Klicks. Natürlich ist nicht jeder Beitrag so interessant, wie beispielsweise meine Gerichtsverhandlung oder die einzelnen Berichte zu den Operationen, aber die Klickzahlen steigen stetig weiter an.
Mittlerweile haben über 344.981 meinen Blog besucht und viele schauen täglich vorbei. Zu dem Blog gibt es dazu seit einigen Monaten eine eigene Facebookseite, die noch mehr Vernetzung ermöglicht.

Der Blog dient nicht nur als Informationsquelle zum Thema Lipödem, sondern ist primär für mich meine Therapie diese Krankheit anzunehmen und zu verarbeiten.
Als ich damals die Diagnose erhielt an Lipödem zu leiden fühlte ich mich völlig überfordert und hilflos und mir war es wichtig mit dem Blog anderen Betroffenen zu helfen und ihnen einen Weg zu zeigen, dass sie zum einen nicht allein damit sind und zum anderen, das es eben einen Weg gibt. Aufgeben ist keine Lösung und so hoffe ich mit Ernsthaftigkeit, aber auch Witz die Menschen aufzubauen.

Seit meiner Diagnose 2011 hat sich so viel verändert. Gerade durch die sozialen Netzwerke, aber auch durch meinen Blog und durch Steffis Engagement die Erkrankung durch ihre YouTube Videos bekannt zu machen hat sich der Wissensstand und der Standpunkt der Erkrankung in der Gesellschaft wesentlich verbessert. Natürlich auch durch die vielen Selbsthilfegruppen und unseren Lipödem Hilfe Deutschland e.V.
Mittlerweile gibt es so viele Informationsquellen und es erfreut mich, dass auch immer mehr Blogs zum Thema Lipödem entstehen beziehungsweise fest etabliert sind.
Hier mal zwei tolle Beispiele:

Lipödem-Mode geschrieben von Carolin und Ihren Mädels


Und Cheer up, lion! von Sylvia 



Auch ich kann mit meinem Blog tolle Erfolge feiern – nicht nur, dass die Erkrankung dadurch auch mehr Aufmerksamkeit bekam und ich durch meine Blog tolle Kooperationen machen konnte und Interviews geben durfte, wie auch Forschungsgruppen unterstützen darf.
Ich habe mit meinen Zeilen hier vor allem vielen von Euch geholfen und dies teilt ihr mir in Euren unzähligen Emails und Nachrichten immer wieder mit.
Hier ein paar tolle Auszüge:



Der Blog wird natürlich weiter wachsen und wunderbare Themen werden folgen.
Sicherlich ist der größte Akt mit den Liposuktionen bereits vergangen, aber wie wird es sich weiter entwickeln, kommt das Lipödem wieder, wie verhält sich das Lipödem während der Schwangerschaft und die Oberarmstraffung steht auch noch aus.

Also ihr dürft weiterhin gespannt sein auf das was kommen wird, vor allem jetzt im Dezember steht einiges auf dem Plan worüber ich berichten möchte.
Ich freue mich aber auf jeden Fall über jeden Einzelnen den ich durch mein "Tagebuch" ermutigen konnte – ermutigen, nicht aufzugeben und sein Schicksal gewissenhaft anzunehmen.
Wir alle sind stark und werden es schaffen und sollte Euch doch mal alles zu viel sein, dann schreibt doch einfach mal wieder ein wenig Tagebuch ;)

Alles Liebe

Eure Anja