In den letzten Tagen ist euch sicher aufgefallen, dass es etwas ruhiger geworden ist, auch wenn privat das Leben tobt.
Ich beginne nämlich ab September mein Studium an
der Verwaltungswirtschaftsakademie in Leipzig und studiere dann
nebenberuflich, um dann in drei Jahren hoffentlich meinen Abschluss als
Verwaltungsfachwirtin ablegen zu können.
Hierfür habe ich mein Nähzimmer nun mehr und
mehr in ein Arbeitszimmer umgewandelt, d.h. wir waren bei Ikea und haben
noch Möbel gekauft, die auch aufgebaut werden mussten, ich habe meinen
Meister BAföG Antrag gestellt, meine Lehrbücher
und anderen wichtigen Krimskrams für die Unizeit beschafft.
All das raubt natürlich Zeit und hatte daher Vorrang, da ich zu den Menschen gehöre, die gern vorbereitet sind.
Aber warum studiere ich jetzt erst?
Dies hat verschiedene Gründe und der größte und wesentlichste Grund liegt tatsächlich in meiner Lipödemerkrankung.
Ich wollte ursprünglich so gern zum Zoll und
hatte dafür meine Bewerbung eingereicht. In dem anschließenden
Auswahlverfahren, das sich aus einem schriftlichen und praktischen Test
zusammensetzt, konnte ich enorm punkten. Nun stand die
Amtsarztuntersuchung an und hier wurde mir meine Lipödemerkrankung zum
Verhängnis, denn so will Dich keiner!
Zu dem Zeitpunkt hatte ich leider auch keine
Anerkennung einer Schwerbehinderung, sodass ich wie jeder andere
„gemustert“ wurde. Das hohe Gewicht, u.a. resultierend aus dem
Liplymphödem, war natürlich immens und so wurde ich als „nicht
geeignet“ abgelehnt.
By the way - der BMI ist mittels Größe und Gewicht nicht so einfach zu ermitteln, wenn man Lipödem/Lymphödem hat.
Der Zoll versuchte mich dennoch zu gewinnen, da
ich in den anderen Dingen glänzte, empfahl mir beim Versorgungsamt Druck
zu machen, dass ich die Anerkennung erhielt, aber alles Bitten und
Betteln half nichts…der Zoll blieb ein Traum
für mich, den ich schnell an den Haken hängen musste.
Diese Erkenntnis war einfach mit das schlimmste
Erlebnis und Gefühl überhaupt, was ich erfahren musste. Das erste Mal
machte meine Krankheit mir einen dermaßen großen Strich durch die
Rechnung, als sei das Leiden drum herum nicht schon
schlimm genug.
Ich schloss meine Ausbildung als
Verwaltungsfachangestellte 2012 ab und nahm mir zum Ziel erst einmal
einen festen Fuß in der Verwaltung zu fassen, dann meine Krankheit
gezielt in Angriff zu nehmen, sprich die Operationen durch zu ziehen
und dann eben nebenberuflich zu studieren. Da die letzte Liposuktion im
Oktober letzten Jahres war und auch das Gerichtsverfahren noch
Ausstand, entschied ich mich in diesem Jahr das Studium zu beginnen.
Daher beginne ich nun mit 26 mein Studium ;)
Ich freue mich wirklich sehr auf diese Zeit,
auch wenn mir bewusst ist, dass das ganz gewiss kein Zuckerschlecken
sein wird. Aller zwei Wochen jeden Freitag und Samstag Uni, manchmal
jede Woche. Lernen, vorbereiten, nachbereiten. Es
wird zeitlich zumindest eine enorme Herausforderung. Aber ich bin
positiver Dinge und freue mich meinen Geist zu fordern.
Die restliche Zeit bis zum Unibeginn ist auch
schon ordentlich verplant. So viele Mädels in meinem Freundes- und
Bekanntenkreis sind schwanger und für Jede möchte ich etwas
Einzigartiges nähen. Daher sitze ich oft bis spät am Nähtisch,
schneide Stoff zu, nähe, appliziere, versäume, wende und ich freue mich
dann über jedes kleine Nähwerk.
Parallel arbeite ich an verschiedenen Projekten
rund zum Thema Lipödem und mache noch meinen Sport. Wenn ich es dann
nicht vergesse, schlafe ich auch noch etwas ;)