Mittwoch, 14. September 2016

Keine Lymphdrainage mehr - eine Petition zur Rettung der MLD

Es gibt Dinge die sollte man nicht hören, über die sollte man nicht sprechen und am besten man sollte sie erst gar nicht sehen.
Aber es gibt Dinge über die sollte man sooft wie möglich etwas hören, sie sehen, um einen Fortschritt zu erzielen, um auf dem neusten Stand zu bleiben, um den Dingen einfach mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dinge, über die man immer wieder reden sollte, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.


Für mich ist das ganz klar das Lipödem.
Vielen ist das Ausmaß dieser Krankheit einfach nicht bewusst, vielen ist egal was mit anderen ist und ganz ganz viele wissen einfach gar nicht was Lipödem bedeutet, dass das tatsächlich eine Krankheit ist.
Eine Krankheit, die den Betroffenen das Leben in unterschiedlichen Ausmaßen erschwert und vor allem eins - nicht heilbar ist.

Der tägliche Kampf der mit dieser Krankheit einhergeht ist riesig und jeden Tag beginnt er aufs Neue. Der Kampf beginnt damit erst einmal einen kompetenten Arzt zu finden, der eine fundierte Diagnose stellt, einen den Weg für die notwendige Therapie eröffnet und einen auch wirklich manuelle Lymphdrainage, Kompressionsbestrumpfung und vielleicht auch eine Lymphkur mal verschreibt. All das sehen viele als selbstverständlich an, aber dem ist leider nicht so.

Ich war in meinem Leben bei vielen Ärzten und oft frage ich mich, wie viel Lebenszeit ich wirklich schon in Wartezimmern verbracht habe. Ich war bereits 21 als das Lipödem diagnostiziert wurde und hatte es sicherlich schon einige Jahre. Jahre, in denen ich bei vielen Ärzten war, im Krankenhäusern lag, zu Abnehmkuren war, aber stets war es meine Schuld. Es lag ja offensichtlich an meinem undisziplinierten Verhalten in Bezug auf Essen und meinem Mangel an Sport...tja all die Menschen waren sich sicher mich besser zu kennen als ich es tat...bis ich endlich den Arzt fand der mir sagte mit Sport und Ernährung können sie nicht viel erreichen, sie haben ein Lipödem.

Hat man endlich mal die Diagnose und eine Hand voll mit Rezepten geht die Suche erneut los - wo finde ich eine gute erfahrene Physiotherapiepraxis, die mir eine gute Lymphdrainage bietet. Lymphdrainage ist nicht gleich Lymphdrainage! 
Ich habe, entschuldigt den Ausdruck, einige Fachidioten kennen gelernt, wo ich als Patient dem Therapeuten noch erklären musste wie man richtig lympht, geschweige denn einen Kompressionsverband anlegt. Von der ganzen Abrechnungssache fang ich erst gar nicht an zu reden...fast jedes Rezept war irgendwie fehlerhaft und musste beim Facharzt korrigiert werden, teuer wars für mich auch immer, denn zu zahlen musste ich bei jedem Rezept und so waren es nach 6 Behandlungen meist zwischen 30-40€...

Neben der MLD ist die passende, die Betonung liegt auf - P A S S E N D E - Kompressionsbestrumpfung unendlich wichtig. Wer kennt es nicht - ausmessen, auswählen, bestellen und warten - ja hier ist man eigentlich noch ganz motiviert. Dann kommen die hübschen Gummistrümpfe und dann beginnt der Frust - der Frust, dass die Strümpfe sich nur mit großer Mühe anziehen lassen, die Schwielen an den Händen, das ständige Rutschen, Kneipen, Ziehen...ja auch nach der dritten, vierten, fünften Korrektur im Sanihaus...ach ist es frustrierend.

Als sei das alles nicht schon anstrengend genug, plant der "Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen eine neue Regelung in der Heilmittelrichtlinie: Therapeuten sollen Kompressionsbandagen erst im Anschluss an die MLD anlegen ohne dafür ein zusätzliches Honorar zu erhalten."
Bereits jetzt erhalten die Physiotherapiepraxen für die MLD viel geringere Vergütungen durch die Krankenkassen als bei Krankengymnastik oder Massagen, d.h. der Aufwand steht einem sehr kleinen "Gewinn" gegenüber. Mit dieser Neuregelung wird die MLD endgültig ein Verlustgeschäft, sodass sicherlich viele Physiotherapiepraxen die Behandlungstermine einschränken oder die MLD gar nicht mehr anbieten werden. Die Folge -> die notwendige Lymphdrainage fällt weg! 
Wie wichtig aber diese bei der Bekämpfung des Lipödems ist wissen wir alle, sonst würde der Facharzt sie uns nicht verschreiben. Durch die Lymphdrainage wird das Lymphsystem erstmal wieder richtig in Gang gebracht und überschüssige Lymphflüssigkeit kann abtransportiert werden - für viele, wie auch für mich, ist die MLD daher immer eine Erleichterung gewesen, wenn auch nur solange, wie die Kompressionsbestrumpfung bzw. Kompressionsverband getragen wurde.

Daher bitte ich euch alle unterschreibt diese Petition.

https://www.openpetition.de/petition/online/versorgung-mit-lymphdrainage-in-gefahr-aenderung-der-heilmittel-richtlinie-abwenden

Teilt diese Seite, zieht all eure Verwandten, Bekannten, Familienmitglieder, Arbeitskollegen, ja auch die Physiotherapiepraxen, Ärzte und Sanitätshäuser heran - einfach jeden den ihr greifen könnt.
Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Entscheidung durch geht, denn dann haben wir alle ein riesen Problem.

Viel Zeit bleibt nicht mehr und ich würde mir wünschen, dass in den kommenden Tagen die Unterschriftenzahl explodiert.