Mittwoch, 3. August 2016

Mit Lipödem studieren?!

In den letzten Tagen ist euch sicher aufgefallen, dass es etwas ruhiger geworden ist, auch wenn privat das Leben tobt.
Ich beginne nämlich ab September mein Studium an der Verwaltungswirtschaftsakademie in Leipzig und studiere dann nebenberuflich, um dann in drei Jahren hoffentlich meinen Abschluss als Verwaltungsfachwirtin ablegen zu können.

Hierfür habe ich mein Nähzimmer nun mehr und mehr in ein Arbeitszimmer umgewandelt, d.h. wir waren bei Ikea und haben noch Möbel gekauft, die auch aufgebaut werden mussten, ich habe meinen Meister BAföG Antrag gestellt, meine Lehrbücher und anderen wichtigen Krimskrams für die Unizeit beschafft.
All das raubt natürlich Zeit und hatte daher Vorrang, da ich zu den Menschen gehöre, die gern vorbereitet sind.



Aber warum studiere ich jetzt erst?

Dies hat verschiedene Gründe und der größte und wesentlichste Grund liegt tatsächlich in meiner Lipödemerkrankung.
Ich wollte ursprünglich so gern zum Zoll und hatte dafür meine Bewerbung eingereicht. In dem anschließenden Auswahlverfahren, das sich aus einem schriftlichen und praktischen Test zusammensetzt, konnte ich enorm punkten. Nun stand die Amtsarztuntersuchung an und hier wurde mir meine Lipödemerkrankung zum Verhängnis, denn so will Dich keiner!
Zu dem Zeitpunkt hatte ich leider auch keine Anerkennung einer Schwerbehinderung, sodass ich wie jeder andere „gemustert“ wurde. Das hohe Gewicht, u.a. resultierend aus dem Liplymphödem, war natürlich immens und so wurde ich als „nicht geeignet“ abgelehnt.

By the way - der BMI ist mittels Größe und Gewicht nicht so einfach zu ermitteln, wenn man Lipödem/Lymphödem hat.

Der Zoll versuchte mich dennoch zu gewinnen, da ich in den anderen Dingen glänzte, empfahl mir beim Versorgungsamt Druck zu machen, dass ich die Anerkennung erhielt, aber alles Bitten und Betteln half nichts…der Zoll blieb ein Traum für mich, den ich schnell an den Haken hängen musste.

Diese Erkenntnis war einfach mit das schlimmste Erlebnis und Gefühl überhaupt, was ich erfahren musste. Das erste Mal machte meine Krankheit mir einen dermaßen großen Strich durch die Rechnung, als sei das Leiden drum herum nicht schon schlimm genug.

Ich schloss meine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte 2012 ab und nahm mir zum Ziel erst einmal einen festen Fuß in der Verwaltung zu fassen, dann meine Krankheit gezielt in Angriff zu nehmen, sprich die Operationen durch zu ziehen und dann eben nebenberuflich zu studieren. Da die letzte Liposuktion im Oktober letzten Jahres war und auch das Gerichtsverfahren noch Ausstand, entschied ich mich in diesem Jahr das Studium zu beginnen.

Daher beginne ich nun mit 26 mein Studium ;)
Ich freue mich wirklich sehr auf diese Zeit, auch wenn mir bewusst ist, dass das ganz gewiss kein Zuckerschlecken sein wird. Aller zwei Wochen jeden Freitag und Samstag Uni, manchmal jede Woche. Lernen, vorbereiten, nachbereiten. Es wird zeitlich zumindest eine enorme Herausforderung. Aber ich bin positiver Dinge und freue mich meinen Geist zu fordern.

Die restliche Zeit bis zum Unibeginn ist auch schon ordentlich verplant. So viele Mädels in meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind schwanger und für Jede möchte ich etwas Einzigartiges nähen. Daher sitze ich oft bis spät am Nähtisch, schneide Stoff zu, nähe, appliziere, versäume, wende und ich freue mich dann über jedes kleine Nähwerk.
Parallel arbeite ich an verschiedenen Projekten rund zum Thema Lipödem und mache noch meinen Sport. Wenn ich es dann nicht vergesse, schlafe ich auch noch etwas ;)