Dienstag, 1. September 2015

3. Lipo - Oberschenkel Vorderseite

Ausgeruht und mit Vorfreude ging es nun zur dritten Lipo, wo die Oberschenkelvorderseite auf dem Plan stand.


Die neue Lipoclinic machte von außen schon mal einen ganz angenehmen Eindruck und ich wurde wirklich überrascht, wie wunderschön es von drinnen ist. Die neuen Räumlichkeiten von Dr. Heck sind liebevoll und warm eingerichtet, sodass man sich sehr wohl fühlt.




In Essen wirkte es aufgrund der überwiegend weißen Farbe alles sehr steril und wirklich sehr nach OP-Bereich.
Hier wurde dies nun strikt getrennt. In der ersten Etage befanden sich die Praxisräume von Dr. Heck, incl. einer Fotowand, wo man nun die Vorher-Nachher-Bilder super machen konnte. Im Erdgeschoss befindet sich der OP Bereich mit den einzelnen Zimmern, wo man die Nacht über verbrachte.


Dr. Heck nahm mich direkt in Empfang und bereitete mich für die bevorstehende OP bereits schon mal vor - sprich: wiegen, fotografieren, anzeichnen und nochmal ein paar allgemeine Fragen und Anregungen.

ein deutlicher Unterschied zwischen den bereits operierten US und den OS

Danach ging es nach unten und ich bekam mein Zimmer mit eigenem Bad zugewiesen mit direkten Blick auf den Empfang, sodass ich alles im Blick hatte. Jeder der kam oder ging, musste an mir vorbei ;)
OP Hemdchen an und schon gings los

immer Positiv
 
Dr. Candras legte mir den Zugang und schwupps war ich im Wunderlang und war, wie hier zu sehen wirklich seelig.

Foto: Team Dr. Heck / Schwester Lisa

...leider hielt dies, wie bei der Unterschenkel OP nicht lange an, sodass ich wieder alles mitbekam. Anscheinend vertrag ich das Propofol nicht, denn wieder hatte ich Atemaussetzer, musste aber zum Glück nicht intubiert werden. 
Noch bevor ich schlief bekam ich diesmal Sauerstoff über die Nase, aber das Glück des wohlverdienten Schlafes war nicht auf meiner Seite.
Her je...es war wirklich furchtbar und ich kann nichts vergleichbares finden, dass diesen enormen Schmerz beschreiben könnte.

Wie mir später bestätigt wurde, habe ich nicht nur laut gejammert, sondern auch richtig böse geflucht und Dinge wie verf**** sche*** gerufen. Dr. Heck lies sich dadurch nicht beirren und saugte fleißig weiter. Später sagte er wohl etwas wie "Sie hat keine gute katholische Erziehung genossen, sie flucht wie ein Mann." :D

Dr. Heck und seine Schwester Fr. Dr. Heck (Gynäkologin)
Foto: Team Dr. Heck / Schwester Lisa

Ich dachte es nur geträumt zu haben, aber ich habe tatsächlich all mein Repertoire an Kraftausdrücken vom Stapel gelassen...naja es tat ja auch weh.

Am schlimmsten war am Ende auch, als man mir das OP-Mieder anzog...ja, man schloss die Tür, damit die anderen Patienten nicht verunsichert werden.
Es war für mich wirklich schlimm, aber ich will nicht, dass ihr Angst bekommt, denn jeder reagiert und empfindet es anders. 
Die anderen beiden Mädels hatten eine super OP, haben kaum etwas gemerkt und hatten nicht solch Probleme, wie ich.
Gründe können dabei ganz verschiedene sein, wie innerliche Unruhe, Aufregung und Angst, aber auch eine körperliche nicht ausreichend gute Verfassung. Das Team um Dr. Heck und Dr. Candras ist wirklich sehr bemüht und liebevoll. Man fühlt sich sicher und gut aufgehoben, dazu kommt, dass man die Schmerzen sehr schnell wieder vergisst und das Positive bald überwiegt.

Nach der OP lief ich schon wieder selbst in mein Zimmer und wurde durch Dr. Candras direkt an den Tropf gehängt, bekam warme Luft unter die Decke, weil mir so furchtbar kalt war und später dann ein wunderbares Frühstück.
Ja, man wird herzlich umsorgt.


Als dann endlich Dr. Heck und seine Schwester kam und mir das Ergebnis der OP zeigten war fast alles wieder vergessen.
Stolze 5,3 Liter reines Fett sind aus den Oberschenkeln verschwunden und ich kann es gar nicht glauben. Ich bin sprachlos und freue mich sehr. Dafür lohnt sich all das dochm, auch wenn die Freude durch die Schmerzen etwas getrübt wird.



Und diese 5,3 Liter sieht man schon, auch wenn hier bereits die Schwellungen begonnen haben. Auch das typische Auslaufen von Wundwasser und der Tumesenzlösung war schon wieder im vollen Gange, aber dies ist denke ich, weit aus besser, als wenn der Körper im inneren all das abarbeiten müsste.

  
Der Körper hat so schon genug zu leisten, denn es ist eine große Wundfläche die nun heilen muss. Besonders merkte ich dies, als ich das erste Mal dann selbst auf der Toilette war und Sonja neben an besuchte um zu fragen, wie es ihr nach der OP geht.

Noch beim Erzählen wurde mir schwummrig und schlecht und ich schaffte es gerade noch zu meinem Bett. Dr. Candras kam direkt zur Hilfe und sagte nur so "Na bekommen wir schon kalten Schweiß auf der Stirn?" Wohl ein typisches Zeichen, wenn der Kreislauf so absackt. Schnell legte er mich ins Bett, schmierte mir ein Brot und brachte mir eine Fritz Kola für den Kreislauf.

Fritz Kola für den Elektrolytehaushalt
 
Ja, Dr. Candras - der Arzt höchst persönlich hat mir ein Brot geschmiert. Ich war ja sowas von perplex. Der Mann ist so liebevoll und bemüht um seine Patienten.
Gegen die starken Schmerzen spritzte er mir dann noch Ibuprofen und schaute ab da an aller paar Minuten bei mir ins Zimmer, um zu sehen, ob der Kreislauf sich stabilisiert.

Ja der Tag war voller Emotionen, Hoch und Tiefs. So viele andere Betroffene haben mir Mut zugesprochen und mich nach der OP aufgebaut. Ich hatte ja leider niemanden dabei, der mir danach Trost spendete und so war ich unglaublich ergriffen als Irene, eine andere Lipifrau, die ich bis dato nur via Facebook kenne, in meiner Tür stand, um mich zu besuchen. Ahhh Irene, vielen lieben Dank nochmal dafür - das war echt ein Highlight für mich und hat mir viel Kraft gegeben.
Obwohl wir uns nicht kennen fühlen wir uns verbunden, weil wir alle ein Schicksal teilen - das Lipödem.

Den Abend liesen wir drei frisch operierten Lipimädels noch mit ein paar Gesprächen und guten Essen ausklingen, bevor wir versuchten dann irgendwie zu schlafen. Am nächsten Tag wird sicher alles schon wieder besser sein.


Anmerkung:
Meckern, fluchen und auch jammern darf ebenso sein, wie die maßlose Freude. Mit meinem Blog möchte ich euch keine Angst machen, sondern zeigen, wie es eben wirklich ist. Es ist eben kein Zuckerschlecken und nichts was man zwischen Tür und Angel macht. Es ist eine richtige Operation, mit all ihren eventuellen Komplikationen, Schmerzen und Folgen. 
Wenn ich hier nur schreiben würde, wie schön alles ist und war, würde man mir das wohl genauso wenig glauben und ich würde euch mit falschen Erwartungen in eure geplanten Lipos schicken. 
Mir war von Anfang an klar, dass das nicht einfach werden wird, nein, ich wusste es wird hart, aber man stellt es sich immer einfacher und unproblematischer vor als es dann ist.